Das war eine für das Gewerbe erfreuliche Wende: Nachdem er im Frühjahr noch einen E-Fuels-Einsatz für Pkw als nicht praktikabel ausgeschlossen hatte, gab Verkehrsminister Volker Wissing im Rahmen der Bundestagung ein ganz anderes Signal. Der Gastredner betonte die Wichtigkeit synthetischer Kraftstoffe: „Auch für wasserstoffbasierte E-Fuels müssen wir die technologischen Optionen sichern.“
Es sei im Sinne der Reduzierung von CO2-Emissionen nur vorteilhaft, wenn auch nach 2035 noch Verbrennerfahrzeuge zugelassen würden, natürlich ausschließlich solche, die mit klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen betrieben würden. Dieser offene Ansatz des Bundesministers für Digitales und Verkehr passte zum Motto der 48. Bundestagung des Kfz-Gewerbes, denn es lautete schlicht „Gut, dass es Autos gibt“, verzichtete also bewußt auf die Beschränkung auf nur eine Antriebsart.
ZDK kämpft für Technologie-Offenheit
Die Bundestagung, die am Tag vor Eröffnung der Automechanika stattfand, wurde vom neuen Bundesinnungsmeister und ZDK-Vizepräsidenten Detlef Peter Grün eröffnet. Seine Rede vor rund 350 Zuhörerinnen und Zuhörern drehte sich um die Bedeutung des Kfz-Gewerbes für die individuelle Mobilität. Allein mit der Elektromobilität könne diese nicht erhalten werden. Aus diesem Grund werde der Zentralverband auch in Zukunft Berlin und Brüssel zu einem technologieoffenen Ansatz auffordern.
Gehör fand er offenkundig bereits in der Bundesregierung, denn die oben erwähnte Rede des Bundesverkehrsministers stand ganz im Zeichen der Offenheit für die unterschiedlichen technischen Ansätze zur Reduzierung des CO2-Ausstosses im Verkehrssektor. „Wir brauchen nachhaltige Lösungen für Klimaneutralität, die die Menschen überzeugen und mit denen sie leben wollen“, so Wissing. Da seien auch die Hersteller gefordert. Sie müssten E-Auto-Angebote gerade auch in den kleinen Fahrzeugklassen schaffen. Aber der Minister forderte nicht nur, er gab auch zu erkennen, welche Hausaufgaben die Regierung selbst zu machen habe. In „seinem“ Ministerium sei der „Masterplan Ladeinfrastruktur II“ erarbeitet worden. Darin sei ein beschleunigter Ausbau von Schnellladepunkten insbesondere an den Autobahnen festgelegt. Gerade in diesem Bereich sind die Zahlen ernüchternd: Im dritten Quartal 2022 kamen gerade einmal etwas mehr als 400 Stationen hinzu – zu wenig, um die ehrgeizigen E-Mobilitäts-Ziele mit der passenden Infrastruktur auszustatten.
Standing Ovations für Axel Koblitz
Neben diesen Themen drehten sich die weiteren Programmpunkte um aktuelle Themen im Kfz-Gewerbe, wie die Einführung von Agentursystemen im Autohandel, die Gewinnung von Nachwuchs im Kfz-Gewerbe sowie Potenziale und Grenzen künstlicher Intelligenz im Automobil- und Verkehrssektor. Ganz am Schluss der Veranstaltung galt es die über mehr als zwei Jahrzehnte geleistete Arbeit des scheidenden ZDK-Hauptgeschäftsführers Axel Koblitz zu würdigen. ZDK-Präsident Jürgen Karpinski wies darauf hin, dass das außergewöhnliche Wirken von Axel Koblitz in einer Zeit nie dagewesener Herausforderungen stattgefunden habe. Sein Erfolg sei zurückzuführen auf sein profundes Wissen um die „brennenden“ Themen der Branche, sein ausgleichendes Wesen, sein Augenmaß und – nicht zu vergessen – ein gerütteltes Maß an Humor. Die Standing Ovations des Publikums für Axel Koblitz bestätigten diese Abschiedsworte.