Digitale Prüfung, Übersetzungs-App und Künstliche Intelligenz

Foto: Eva Biederbeck

Die am 21. November im Verbandshaus durchgeführte Delegierten-Tagung lieferte eine ganze Reihe von interessanten Themen. Nach einer Einführung durch die Präsidentin des Landesverbandes, Nina Eskildsen, und einleitenden Worten des Geschäftsführers Jan-Nikolas Sontag ging es zunächst um die digitale Gesellenprüfung. Um den Vertretern der Innungen die Möglichkeit zu geben, einmal praktisch zu erfahren, wie eine solche Prüfung abläuft, waren wenige Tage zuvor in den Räumen der Geschäftsstelle des Landesverbandes 25 Laptops aufgebaut worden, an denen die Prüfung einmal durchgespielt werden konnte.

Björn Bigga Leiter des Berufsbildungsausschusses, berichtete über den Testlauf. Es habe eine Reihe von Fragen, insbesondere aus den Reihen der Berufsschullehrer gegeben. Bedenken betrafen z.B. die Länge der Prüfung oder den Umgang mit denen, die sehr knapp scheitern. Außerdem gab es Kritik an der Ankündigung des ZDK, die papierne Prüfung zwar weiterhin zu aktualisieren, aber eine Neuentwicklung von Fragen für diesen „alten Prüfungsstandard“ nicht mehr anzubieten.

Aktuell haben sich in Schleswig-Holstein zwei Innungen dafür entschieden, eine digitale Prüfung durchzuführen: Steinburg und Pinneberg. Weitere haben ihre Bereitschaft signalisiert. Deutschlandweit, so Björn Bigga, seien es rund 30 % der Innungen, die sich für die neue Form der Prüfung entschieden haben.

Übersetzungs-App für den Werkstatt-Nachwuchs

Im Anschluss stellte sich TopMotive, Partner des Landesverbandes, mit einem neuen Produkt vor. „kfz-translator“ ist eine Übersetzungs-App, die im Moment in 27 Sprachen verfügbar ist. Diese Anwendung sei, so Anja Pleus, Inhaberin und Geschäftsführerin der Topmotive Gruppe, das Ergebnis eines Treffens mit dem Landesverband, in dem es darum gegangen sei, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen und das sei eben auch die Gewinnung von Nachwuchs für die Branche. Ein großes Hemmnis bei der Qualifizierung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Sprache. Immer wieder, so Anja Pleus, gebe es junge Menschen mit technischem Verständnis, die mit großer Begeisterung an Fahrzeugen schrauben, aber eben Deutsch nicht als Muttersprache besäßen. Sie scheiterten an den deutschen Prüfungsordnungen. Um ihnen eine Unterstützung nicht nur in Prüfungen, sondern auch im täglichen Arbeitsleben zu geben, sei die App „kfz-tranlator“ entwickelt worden. Zur Erklärung der Funktionsweise, übergab Anja Pleus das Wort an André Klinkert, den „Kopf hinter unserem kfz-translator“.

Er nannte als wichtige Eigenschaft der App die Einfachheit der Bedienung. „Für uns war es wichtig die App barrierefrei zu gestalten, also so einfach bedienbar wie möglich.“ Basierend auf den gewaltigen Datensätzen, die TopMotive durch das Betreiben digitaler Katalogsysteme generiert hat, sind etwa 400.000 Begriffe aus dem Werkstattbereich in 27 Sprachen hinterlegt. Hat bspw. ein der deutschen Sprache nicht vollständig mächtiger Kfz-Mechatroniker-Azubi einen deutschen Begriff, mit dem er nichts anfangen kann, dann kann er ihn sich durch die Anwendung in seine Sprache übersetzen lassen. Umgekehrt fehlt ihm vielleicht der deutsche Begriff für ein Bauteil, den er dann durch Eingabe des Wortes in seiner Muttersprache erhält.

Wichtiges Element dieser App ist auch ein großer Fundus an Zeichnungen von Teilen aus den verschiedenen Baugruppen von Fahrzeugen. Für dieses wichtige visuelle Element lieferte ein anderer Partner des Landesverbands, die Deutsche Automobil Treuhand (DAT,) die Datensätze. Auf diese Weise, so die Hoffnung der Beteiligten, wird das Erlernen der deutschen Sprache massiv vereinfacht.

Künstliche Intelligenz in der Erprobung

Auf diesen Vortrag gab es viele positive Reaktionen. Einige Delegierte installierten über den QR-Code die App sofort auf ihren Smartphones. Es folgte ein weiteres Thema, das im weitesten Sinne unter dem Oberbegriff Digitalisierung steht: die Nutzung von KI, Künstlicher Intelligenz. Martin Seydell, stellvertretender Geschäftsführer des Landesverbandes und Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, wurde assistiert durch Frederike Loff und Antonio Gentile, die den Einsatz von KI in der praktischen Arbeit erproben. Am Beispiel der Erstellung eines Pressetexts zum Thema Winterreifen wurde deutlich, wie groß die Entwicklungssprünge im Bereich dieser Techniken sind. Nicht nur die Geschwindigkeit, in der in diesem Fall ein 200-Wörter-Text zu diesem Thema entstand, sondern auch die Qualität des Inhalts sind beeindruckend. Frederike Loff ergänzte: „Selbst ein Bild zum Text lieferte die KI. Während noch vor kurzem das generierte Foto eines Reifens in winterlicher Landschaft einige Fehler aufwies, zeigte sich heute eine deutlich verbesserte Qualität der Abbildung.“ Auch wenn die KI den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einer ganzen Reihe von Branchen Vieles abnehmen kann, so wird in absehbarer Zeit doch immer noch der Mensch mit Fachwissen dafür sorgen müssen, dass Qualitätsstandards eingehalten werden. Von der KI übernommene Fehlinformationen müssen erkannt und eliminiert werden.

Insgesamt, so Martin Seydell, gehe es dem Landesverband nicht um Spielerei mit KI, sondern um den Aufbau von Expertise in diesem Bereich, die dann auch den Mitgliedsbetrieben z. B. durch Beratung beim Thema KI zugute kommen soll.

Neben einer Reihe von Abstimmungen gab es noch einen weiteren längeren Redebeitrag:: den Bericht des ZDK Präsidenten Arne Joswig über die ersten Monate seit seiner Wahl. Unzählige Termine mit Entscheidungsträgern aus der Politik und den Medien liegen hinter dem neuen Präsidenten. Immer wieder geht es dabei um die Vorstellung von Standpunkten des Zentralverbandes zu den aktuellen Entwicklungen, die die Branche betreffen. Des Weiteren erfordert der zügige Aufbau der neuen Verbandszentrale in Berlin-Mitte sowie die Etablierung eines ZDK-Büros in Brüssel holen Einsatz. Die anwesenden Delegierten bekamen sehr plastisch vor Augen geführt, dass ein ZDK-Präsident gefühlt an mehreren Orten gleichzeitig zu sein hat.

Birgit Hamann, lieferte zum Abschluss der Tagung einen Überblick über aktuelle Rechtsthemen und ihre Bedeutung für die Mitgliedsbetriebe. Insgesamt blieb als Eindruck dieser Delegiertenversammlung, dass sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene eine hohe Bereitschaft besteht, sich den Herausforderungen, vor denen die Branche aktuell steht, zu stellen und für die Mitglieder die bestmögliche Unterstützung in diesen unruhigen Zeiten zu geben.