E-Mobilität ist kein Selbstläufer

ZDK und Landesverband nehmen Stellung zu den Plänen der Politik

Das Ziel ist ambitioniert: Bis 2030 sollen 15 Millionen vollelektrische Autos auf deutschen Straßen unterwegs sein, wie dies auf dem Mobilitätsgipfel der Bundesregierung am 10. Januar verkündet wurde. Die aktuellen Zahlen für 2022 liegen noch nicht abschließend vor, aber das, was bisher bekannt ist, zeigt wie weit der Weg noch ist. Es fahren aktuell etwa eine Million vollelektrische Autos in der Bundesrepublik. Mit anderen Worten: Von 2023 an müssen jedes Jahr zwei Millionen Pkw mit Batterie neu auf die Straße kommen.

Da stellt sich die Frage, wie das gelingen kann, wenn doch die Gesamtzahl der Pkw-Neuzulassungen im vergangenen Jahr gerade einmal bei rund 2,6 Millionen lag. Diese Frage treibt natürlich nicht nur die Regierung um, sondern auch die Branche, aus der heraus die Fahrzeuge kommen. Die hat aktuell bekanntlich mit Lieferschwierigkeiten zu tun. Allerdings ist das nicht das einzige Hemmnis, wie eine gerade veröffentlichte Umfrage des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) verrät. Auch Kundinnen und Kunden sollen überzeugt werden, als nächstes Fahrzeug eines mit einem neuen Antrieb zu wählen.

Größte Hürde ist der Preis

In der Umfrage des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) wurde auf Grundlage der Aussagen von 790 Autohäusern deutschlandweit nach den größten Hürden für den Kauf eines reinen E-Mobils gefragt. Aus Sicht des Autohandels werden Kunden vor allem durch die hohen Anschaffungspreise vom Kauf eines E-Autos abgehalten (23 %). Auf Platz zwei der Hemmnisse steht die Unsicherheit bezüglich der Ladeinfrastruktur (18 %), dann die begrenzte Reichweite der Fahrzeuge (16 %) sowie die hohen Strompreise (10 %).  Alle anderen Aspekte – allgemeine Skepsis gegenüber E-Mobilität, Ladedauer, Restwertrisiko, Totalverlustrisiko bei Batterieschaden, unübersichtliche Ladetarife, kompliziertes Bezahlen an der Ladesäule – bewegen sich im Bereich zwischen vier und acht Prozent.

ZDK-Präsident Jürgen Karpinski zog bei der Vorstellung der Ergebnisse ein klares Fazit: „Der Weg hin zur E-Mobilität ist vorgezeichnet, die Politik gibt den Rahmen, die Automobilhersteller beschreiten diesen Weg. Aber eins ist ebenfalls klar: Es gibt noch viele Schlaglöcher auf diesem Weg. Der Erfolg der Elektromobilität ist kein Selbstläufer.“

E-Fahrzeuge für viele nicht attraktiv

Dies sieht auch Nina Eskildsen so, die Präsidentin des Landesverbandes des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein: „Als Unternehmerin nehme ich wahr, wie verunsichert viele Kundinnen und Kunden sind, wenn es um den Erwerb eines Elektrofahrzeugs geht. Viele Fragen werden unserem Verkaufs- und Werkstattpersonal gestellt, wie die nach der Reichweite, den Lademöglichkeiten oder der Batterielebensdauer. Und natürlich auch die nach den zu erwartenden Restwerten, wenn das E-Fahrzeug nach einiger Zeit wieder verkauft werden soll. Aufgrund der unsicheren Entwicklung können wir oftmals keine abschließenden Antworten geben. Das macht Elektrofahrzeuge für die breite Mehrheit im Moment nicht attraktiv.“

Jan-Nikolas Sontag, Geschäftsführer des Kfz-Landesverbandes, weist auf die Konsequenzen dieser allgemeinen Unsicherheit hin: „Weil viele Kunden nicht wirklich überzeugt sind, dass das letzte Wort in Sachen E-Mobilität gesprochen ist, schieben sie den Kauf eines neuen Autos auf. Damit steigt das Durchschnittsalter der Pkw auf deutschen Straßen kontinuierlich an. Wenn also der politisch gewollte Hochlauf der E-Mobilität erfolgen soll, dann reichen politische Absichtserklärungen nicht aus.“ Stattdessen müsse für alle Bürger klar erkennbar werden, dass die E-Mobilität die automobile Zukunft sei. Und es müsse ein Konzept für die Übergangszeit her, denn auf einen Schlag ab sofort jedes Jahr zwei Millionen reine E-Fahrzeuge neu zuzulassen, das sei unrealistisch. Da könne eine Brückentechnologie wie E-Fuels, mit denen die bestehenden Verbrenner-Fahrzeuge klimaneutral betrieben werden könnten, dafür sorgen, dass das ehrgeizige Ziel einer Reduktion des CO2-Ausstosses um 55 % bis 2030 nicht komplett verfehlt werde.

Keine Frage: Auf dem Weg zur E-Mobilität sind noch eine ganze Reihe von Schlaglöchern zu beseitigen.