Gute Nachrichten, aber noch viel zu tun

Es gibt sie doch: die guten Nachrichten. Nach Angaben der Agora Verkehrswende, ein Thinktank für klimaneutrale Mobilität mit Sitz in Berlin, sind Deutschlands Treibhausgasemissionen 2024 gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent auf 656 Mio. t CO₂ gesunken. Bei einem Vergleich mit dem Jahr 1990 ist das ein Rückgang um 48 Prozent!

Außerdem stieg der Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch auf 55 Prozent – mehr grüner als fossiler Strom wird also in Deutschland verbraucht. Dazu beigetragen hat u.a. auch die Photovoltaik, die den Ausbaurekord von 2023 nochmals übertroffen hat.
Es gibt sie natürlich auch: die schlechten Nachrichten. Die Emissionen des Verkehrssektors stagnieren weiterhin. 144 Mio. t CO2 betrug der Ausstoß im vergangenen Jahr. Damit lagen die Emissionen fast 20 Mio. t über dem im Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) festgelegten Jahresziel von 125 Mio. t.
Unbefriedigender Absatz von E-Fahrzeugen
Jan-Nikolas Sontag, Geschäftsführer des Landesverbands des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein nahm die Studie der Agora Verkehrswende zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass einzelne Zahlen wie die zum Anstieg der Produktion grünen Stroms in Deutschland ermutigend seien. „Wir sind uns aber auch unserer Verantwortung bewusst und wollen unseren Beitrag zur weiteren Reduktion der CO2-Emissionen leisten.“ Der bestehe u.a. darin, E-Mobile zu verkaufen. Mit 380.609 neu zugelassenen Elektro-Pkw (BEV) in Deutschland verzeichnete diese Antriebsart einen Rückgang gegenüber 2023 von 27,4 Prozent. „Das ist natürlich ein unbefriedigender Wert, der uns weit entfernt von der Zielvorgabe 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen in 2030“, so Jan-Nikolas Sontag. Auf den Höfen der Betriebe stünden ausreichend E-Fahrzeuge, sowohl gebrauchte als auch neue. „Wir als Verband und auch unsere Mitgliedsbetriebe sehen es als wichtige Aufgabe an, die Autofahrerinnen und Autofahrer umfassend zu informieren und mit guten Argumenten für die E-Mobilität zu gewinnen.“
Klare Rahmenbedingungen erforderlich
Dafür benötige die Branche von Seiten der Politik klare Rahmenbedingungen. Verunsicherte Verbraucher werden nicht kaufen, sondern abwarten. Die Verunsicherung rühre u.a. daher, dass nicht klar sei, ob es neue Förderprogramme geben werde. Das sollte von einer neu gewählten Regierung sehr schnell beschlossen werden. Nina Eskildsen, Präsidentin des Landesverbandes, warnte deshalb vor langwährenden Diskussionen beim Thema Förderung: „Auch ich als Verbraucherin würde mit einer Kaufentscheidung so lange warten, bis sicher ist, ob es eine Förderung geben wird und wie sie ausfallen wird.“ Schnelle Entscheidungen seien deshalb unbedingt notwendig.
Bevormundung vermeiden
Sollte es eine Entscheidung für ein Fördersystem geben, dann sei Verlässlichkeit über die Dauer der Maßnahme essentiell. Die von der Ampel-Regierung sehr plötzlich beendete Förderung habe zu einem bis heute wirksamen Mißtrauen geführt. „Neben der Verunsicherung hat auch das Gefühl der Bevormundung negativ gewirkt“, so Jan-Nikolas Sontag. „Es geht darum, konstruktiv auf die Vorteile der Elektromobilität hinzuweisen. Alles andere wird die Verbraucher vom Kauf eines E-Fahrzeug eher abhalten als sie dazu zu motivieren.“
Förderung gebrauchter E-Autos
Natürlich sind auch die Hersteller gefordert, möglichst schnell bezahlbare E-Autos auf den Markt zu bringen. Da sind erste Ansätze zu erkennen, doch wird noch einige Zeit vergehen, bis neue günstige Pkw in größeren Zahlen auf den Markt kommen. Jan-Nikolas Sontag sieht jedoch eine kurzfristigere Möglichkeit, an preisgünstige E-Autos zu kommen: „Es gibt sehr viele gebrauchte E-Fahrzeuge auf dem Markt. Ich weiß, dass diese zumeist bereits vom Staat gefördert wurden, und aus rechtlichen Gründen kann  es keine Doppelförderung geben. Was aber möglich ist: Käufer von gebrauchten E-Fahrzeugen erhalten ein Ladekarten-Guthaben. Auf diese Weise kann der Staat auch den Verkauf von gebrauchten E-Autos fördern.“
Außerdem wies der Landesverbands-Geschäftsführer auf eine Initiative des Bundesverbandes des Kfz-Gewerbes hin, die im Herbst bereits vom Präsidenten Arne Joswig vorgestellt wurde:die „Mobilitätsprämie Generation Zukunft“: Junge Menschen und Familien mit geringer Kaufkraft sollen mittels finanzieller Unterstützung für E-Fahrzeuge gewonnen werden. Sie erhalten 6.500 € für ein neues E-Fahrzeug, 3.250 € für einen gebrauchten Stromer.
„Wenn all diese Wege beschritten werden“, da ist sich Jan-Nikolas Sontag sicher, „dann wird die Branche ihrer Verpflichtung nachkommen und für gute Nachrichten in Sachen Verkehrswende sorgen!"