Landesverband kritisiert „Lotterie“

Gut drei Wochen nach Inkrafttreten der verpflichtenden Partikelmessung für Euro 6-Fahrzeuge warten in Schleswig-Holstein noch sehr viele Kfz-Betriebe, die Abgasuntersuchungen durchführen, auf ihre PN-Messgeräte. So sind in Schleswig-Holstein erst gut ein Drittel der für eine AU anerkannten Werkstätten mit einem Gerät für die Partikelmessung ausgestattet, genauer gesagt 324 von 938 Betrieben.

Für Gesamt-Deutschland sehen die Zahlen kaum anders aus, wie eine Auswertung der zentralen Datenbank des Kraftfahrzeughandwerks durch den Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) verrät. Danach wartet noch über die Hälfte der AU-Betriebe, die zukünftig die Partikelmessung an Euro 6-Fahrzeugen (PN-Messung) durchführen wollen, auf ihr Messgerät. In den Betrieben sind erst rund 8.000 kalibrierte PN-Messgeräte im Einsatz. Insgesamt haben nach ZDK-Schätzungen 60 bis 70 Prozent aller AU-Betriebe, das sind 19.000 Werkstätten, ein PN-Messgerät bestellt, verfügen bereits über ein Gerät oder planen den Einsatz. Nach Mitteilung des ASA-Verbandes sind bis Ende Juni dieses Jahres 25.098 PN-Messgeräte produziert, nach ISO 17025 kalibriert und im Bundesgebiet vertrieben worden. Damit entfällt erst knapp ein Drittel aller Geräte auf die Betriebe des Kraftfahrzeuggewerbes, obwohl das Gewerbe für über die Hälfte der Abgasuntersuchungen (AU) in Deutschland steht.

Jan-Nikolas Sontag, Geschäftsführer des Landesverbandes des Kfz-Gewerbes, spricht klar die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Kfz-Unternehmen im echten Norden an: „Für viele Innungen und Betriebe stellt dies eine Wettbewerbsverzerrung bei den Abgasuntersuchungen dar. Die Werkstätten werden in ihrer Geschäftstätigkeit eingeschränkt und erleiden Nachteile bei der Erbringung einer äußerst wichtigen Serviceleistung für ihre Kunden. Dabei muss man bedenken: Teilweise sind die bestellten, aber noch nicht ausgelieferten Geräte seit über einem Jahr geordert, viele sogar angezahlt! Sehr nachvollziehbar also, dass sich bei dieser Lotterie die Beschwerden von Betrieben häufen, die trotz aller Bemühungen keine Berechtigung haben, PN-Messungen und damit eine AU bei Euro-6-Fahrzeugen durchzuführen.“

Derzeit besitzen nur 10 von 17 dem ZDK bekannten Herstellern eine Bauartzulassung ihrer Partikelzählgeräte durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB). Nur diese 10 Hersteller dürfen ein bauartzugelassenes und kalibriertes PN-Messgerät mit der Software-Version 6 für die AU-Durchführung am Markt ausliefern. Dabei hat der ZDK im Vorfeld wiederholt beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und auch beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), das die Fachaufsicht über die mit der Bauartprüfung der PN-Messgeräte betrauten PTB hat, auf eine mögliche Unterversorgung der Betriebe und auf mögliche Wettbewerbsverzerrungen beim Start der PN-Messung hingewiesen.