Was der geplanten Euro-7-Norm fehlt

Kfz-Landesverband nimmt Stellung zu den EU-Vorschlägen

Der im November 2022 von der EU-Kommission gemachte Vorschlag für die neue Abgasnorm Euro-7 hat die zweite öffentliche Konsultation am 9. Februar durchlaufen. Damit ist eine weitere Stufe der Bewertung der zu erwartenden Folgen der neuen Vorgaben genommen worden. Das Kfz-Gewerbe hat bereits in umfangreicher Weise auf die Vorschläge der EU reagiert. Auch der Landesverband des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein weist auf Mängel der bisher erarbeiteten Gesetzesvorlage hin.
 

Zum Hintergrund: Ziel des EU-Vorschlags ist es, Neufahrzeuge, die auf Europas Straßen fahren, sauberer werden zu lassen. Das betrifft z. B. nicht nur die Emissionen aus dem Auspuff, sondern auch die Partikel aus Bremsen und Reifen. Damit sind auch Elektrofahrzeuge von der geplanten Euro-7-Norm betroffen, denn bei ihnen stellt der Abrieb bei Bremsen und Reifen – ein Stichwort in diesem Zusammenhang ist Mikroplastik – die größte Emissionsquelle dar. An konkreten Zahlen nennt die EU als Ziel bspw. eine Verringerung der Stickoxid-Emissionen bis 2035 um mehr als 80 Prozent.

Jan-Nikolas Sontag, Geschäftsführer des Landesverbandes des Kfz-Gewerbes, sieht diese Bemühungen um eine Reduzierung der schädlichen Auswirkungen des Straßenverkehrs auf die Umwelt grundsätzlich positiv: „Wir sind uns der negativen Folgen des Straßenverkehrs durchaus bewusst. Es geht gerade auch mit Blick auf die kommenden Generationen wirklich darum, sich ernsthaft um eine Verringerung des Schadstoff-Ausstosses zu kümmern. Deshalb ist die Initiative der EU zu begrüssen.“
 

Unrealistische Fristen

Allerdings, das gibt Sontag zu bedenken, stellt die kurze Frist bis zur Umsetzung der Vorgaben eine enorme Herausforderung für alle Marktbeteiligten dar: „Bereits 2025, so sagen es die EU-Vorgaben, soll Euro 7 für Pkw gelten. Das ist nach unserer Einschätzung unrealistisch. Es steht nicht im Detail fest, was alles gelten soll. Außerdem ist die Verabschiedung der Norm in der aktuellen europäischen Legislaturperiode nahezu unmöglich. Welche politischen Veränderungen nach der voraussichtlichen Neuwahl des europäischen Parlaments im Frühjahr 2024 zu erwarten sind, lässt sich kaum voraussehen.“

Michael Kahl, Leiter des Fachbereichs Technik im Landesverband, macht noch auf andere ungeklärte Fragen in Verbindung mit Euro 7 aufmerksam: „Im Vorschlag der EU-Kommission geht es bei dem Thema langfristige Nutzung z.B. auch um die Haltbarkeit der Batterien. Alleine dies zu kontrollieren, kann von unseren Mitgliedsbetrieben nur geleistet werden, wenn sie in die Lage versetzt werden, vollumfänglich auf die Daten und Funktionen eines vernetzten Fahrzeuges zuzugreifen, auch bereits in der Anbahnung von Services. Das ist allerdings bisher nicht gegeben.“ 
 

Wirksames Kontrollsystem ist vorhanden

Und selbst wenn dies möglich sei, dann zeige sich mit Blick auf die von einigen Herstellern in der Vergangenheit eingebauten Abschalteinrichtungen, dass die im Fahrzeug integrierten Emissionskontrollsysteme nicht der alleinige Weg seien, um die von der EU neu angedachten Grenzwerte zuverlässig einzuhalten. „Dafür“, so Kahl, „braucht es eine unparteiliche Instanz, die regelmäßig technische Prüfungen und Unterwegskontrollen möglich macht.“ Genau dies leiste das Kfz-Gewerbe in Kooperation mit seinen Partnern aus der technischen Fahrzeugüberwachung seit Jahrzehnten. Die Abgassonderuntersuchung (ASU) gebe es bspw. bereits seit 1985, also seit fast vier Jahrzehnten. Damit bestünde seit langem eine wirksame und kostengünstige Möglichkeit, Auffälligkeiten im Abgasverhalten von Kraftfahrzeugen zu erfassen. Die technische Kompetenz der Meisterbetriebe des Kfz-Gewerbes sorge dafür, dass bei erhöhten Werten die notwendigen Maßnahmen eingeleitet würden, um Umweltbelastungen durch Fahrzeuge zu reduzieren.

Der Zentralverband des Kfz-Gewerbes wie auch die Landesverbände wollen gerne ihre Expertise einbringen, um die Bemühungen der EU bei der Schadstoffreduktion von Fahrzeugen zu unterstützen. Aus Sicht von Jan-Nikolas Sontag und Michael Kahl vom schleswig-holsteinischen Landesverband benötigten die bisher gemachten Vorschläge des europäischen Parlaments allerdings eine weitere Konkretisierung.